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Exkursionen

"Exkurs [lat.] der, 1) Abschweifung. 2) Anhang zu einem wissenschaftlichen Werk. Exkursion, Lehrausflug. Wanderung unter fachmännischer Führung" (nach Brockhaus)

Eine Exkursion, eine Wanderung oder eine Klassenfahrt, außerschulische Lernorte stellen eine hervorragende Möglichkeit für ein Lernen am Objekt dar. Nicht selten ist dieses Lernen nachhaltiger und und ersetzt so u.U. viele Schulstunden. Aber auch auch gerade die sozialen Lernziele einer solchen Veranstaltung sind besonders und kaum mit dem Regelunterricht im Schulgebäude zu vergleichen: Das Gemeinschaftserlebnis, ein Gemeinschaftsgefühl, Hilfsbereitschaft, Verantwortungsbereitschaft sind nur einige Beispiele, die auf Wegen außerhalb des Klassenraumes eine große Rolle spielen.

Einer erster belegter Beginn wurde bereits durch August Hermann Francke (1663-1727) durchgeführt. Er forderte Erkundungen besonders auch im Bereich der Berufsorientierung. Schüler sollten sich praxisnah über Berufsfelder informieren und so einen direkten Einblick in etwaige zukünftige Tätigkeiten bekommen (vgl. dazu August Hermann Francke, Pädagogische Schriften, hrsg. von G. Kramer, Langensalza 1985).


Als Unterrichtsmethode ist die Exkursion oder auch Erkundung eher ein Feiertagsereignis. In der Schule und anderen Bildungseinrichtungen spielt sie vor allem im Bereich Geographie oder Biologie eine Rolle, hat aber auch ein Historiker sein "ad fontes" im Hinterkopf, so wird er immer auf eine Recherche vor Ort und die eigene Anschauung zurückgreifen wollen. Oft sind es einfach nur die Umstände von Zeit und Vorbereitung, die eine Erkundung mit einer Klasse verhindern.  

Bei einer kurzen Recherche im Netz lässt sich unter den Stichworten "Unterrichtsmethode" und "Exkursion" feststellen, dass allein Flechsigs Göttinger Katalog Didaktischer Modelle eine Beschreibung und eine Definition dazu liefert: 

"Die Lerner begeben sich in natürliche Umwelten oder Institutionen zur Beobachtung und Datenerhebung, um Zusammenhänge zu überschauen sowie Interessen und Standpunkte zu gewinnen.. Es werden Orte aufgesucht, an denen Ereignisse wahrgenommen werden können, die für die Lerner wichtig sind. Der Lerner ist aktiver Beobachter (was man wissen will, warum man was wissen will)."

Liegt diese ansonsten spärliche Erwähnung daran, dass eine Exkursion so unbeliebt ist oder einfach, dass so wenige ihre Erfahrungen oder Grundsätzliches veröffentlichen ? Das Angebot an Orten und Anregungen auf den Bildungsservern ist allerdings vielfältig, viele Leser werden sie kennen.

Getreu dem guten, alten non scholam sed vitam discimus begann ich bereits in London damit, mich stärker auf direkte Anschauung, Erfahrung und Unterricht an Lernorten außerhalb der klassischen Einrichtung zu konzentrieren. In London war es u.a. eine meiner Aufgaben als Sprachassistent, den deutschsprachigen Anteil  eines Projektes in Zusammenarbeit mit den Maritime Hotels zu begleiten. Die Studenten hatten unterschiedliche Präsentationen zu einzelnen Häusern der Hotelkette zu erstellen und diese vor Repräsentanten des Unternehmens zu halten. Allein diese Lernsituation und ihr Erfolg beeindruckte nicht nur die Studenten, sondern auch mich so sehr, dass ich in der folgenden Zeit mit anderen Gruppen von Studenten zunächst einige Ausflüge (zum German Historical Institute, Goethe Institut, deutschsprachigen Aufführungen ) unternahm, später jedoch auch einige Stadtteilexkursionen. So bereitete ich für unterschiedliche Teile der Stadt nach Art einer Schnitzeljagd oder Rallye Fragebögen, die Studenten von einem Punkt zum nächsten führten. Auf diese Weise lernten sie und natürlich auch ich Notting Hill, Richmond, Greenwich, Hamstead und andere Orte kennen, die zum Großteil nicht im Programm des üblichen London-Touristen lagen. 

In Berlin ging ich auf ähnliche Weise vor, nur dass hier die ersten Entwürfe einen wesentlich stärkere thematische Bindung bekamen. So ging es mir z.B. in einer Exkursion von Kreuzberg und Neukölln bis nach Grünau um die baugeschichtliche Entwicklung von der Mietskaserne bis zur Gartenstadt darzustellen. 

Natürlich liegt es nahe, dass ich auch immer mit Schülern die Ministerien, den Reichstag oder auch das Abgeordnetenhaus besuchte und besuche. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich allerdings die Rundgänge, bei denen die Schüler in einzelnen Gruppen auf eine Strecke geschickt, Fragen beantworten müssen. Ein Beispiel dieser Art von edutainment durch Kreuzberg und Neukölln finden sie hier.   Interessieren Sie sich eher für einen Weg durch Mitte, Friedrichshain und Prenzlauer Berg finden Sie eine solche Vorlage hier. Die vorgestellten Exkursionen wurden mit 16 bis 21jährigen Jugendlichen unterschiedlicher Bildungseinrichtungen durchgeführt. Unter diesen waren sämtlichen Bildungsniveaus und Schulabschlüsse vertreten, teilweise standen Schüler noch vor einem Abitur. Und doch richten sich die Routen und Inhalte nicht ausschließlich an Jugendliche und Heranwachsende: Allen die die Routen verfolgen möchten, viel Spaß !

Für alle, die sich über die Sicherheit und Gesetzeslage von Schulklassen auf Ausflügen, Exkursionen und an außerschulischen Lernorten informieren möchten, hat der Bundesverband der Unfallkassen, die in der Regel für den Versicherungsschutz zuständig sind, eine Broschüre herausgegeben, die zu beziehen ist über den Bundesverband der Unfallkassen, Fockensteinstraße 1, 81539 München oder direkt über den folgenden Link einzusehen ist:

Mit der Schulklasse sicher unterwegs - Sicherheitsratschläge für Unterrichtsgänge, Exkursionen, Wanderungen, Klassenfahrten und Heimaufenthalte

Einige allgemeine Punkte und Überlegungen zu einer Vorbereitung auf eine Exkursion habe ich hier einmal separat zusammengestellt.

Oder haben Sie vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, sich nur als Beobachter auf eine Exkursion zu begeben und sich bei Vorbereitung und Durchführung sehr zurückzuhalten ?