Exkursionen  Vorüberlegungen nach Neukölln  nach Prenzlauer Berg                       Schülerexkursion  ausgew. Museen  Links Literatur

                                                                                                                                  nach Grünau

© JO 2004-2005

Exkursion zur Geschichte der Stadtentwicklung – speziell der Gartenstadt

 

in short.....

 

Die Stadtentwicklung in der Geschichte des Deutschlands kennt spätestens seit dem Mittelalter eine Reihe von Innovationsschüben und Abstiegen. Ein erster großer Aufschwung lässt sich dabei im Mittelalter erkennen. Sind es etwa im Jahre 1150 "zwischen Brügge und Wien, Schleswig und Genf"[1] etwa 200 Städte, trifft man in diesem Gebiet hundert Jahre später schon auf etwa 1500, im Hochmittelalter sogar auf 5000 Städte. Allerdings sind nicht alle mittelalterlichen Städte zugleich auch Neugründungen. Viele Städte hatten ihre Ursprünge in kleinen Siedlungen, die sich um eine Burg oder eine Abtei gebildet hatten und auf eine lange Vergangenheit zurück blicken konnten[2].
Im 15. Jahrhundert fand die mittelalterliche Stadtentwicklung einen jähen Rückgang. Gründe hierfür waren schwerwiegende Seuchen, Kriege und Agrarkrisen, die Deutschland heimsuchten und ein Schwinden der Bevölkerung mit sich brachten. Nur vereinzelt gründeten sich in Deutschland zu dieser Zeit neue Städte. Einige waren religiös motiviert, wie die "Exulantenstädte", die von protestantischen Flüchtlingen aus dem Ausland in Deutschland erbaut wurden. In der Renaissance findet man in Deutschland jedoch auch prächtige Fürstenstädte, die sich das Versailles Ludwigs XIV. zum Vorbild nahmen[3].
Einen weiteren Aufschwung konnte die deutsche Stadt erst wieder um 1870 mit Einsetzen der Industrialisierung verzeichnen. Erst zu dieser Zeit kann man in Deutschland auch von einer wirklichen Verstädterung der Bevölkerung sprechen.
Diese Arbeit wird sich im Folgenden mit den Bewegungen im Städtebau zu jener Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Dabei werden vor allem die Stadtentwicklungen in Berlin und im Ruhrgebiet in hohem Maße eine Rolle spielen. Zudem wird zu klären sein, weshalb sich eine Gartenstadtbewegung gründete, was ihre Ziele waren und wie stark sie auf die deutsche Stadt Einfluss nahm.

1.1.        Gründerzeitliche Stadtentwicklung



In der Gründerzeit, die man zwischen 1871 bis 1873 fassen kann, war in allen Bereichen ein Aufschwung zu bemerken. Nach der langen Zeit, in der Deutschland in seinem Status als Agrarstaat verharrt hatte, ermöglichte der rasende Fortschritt in Wirtschaft, Medizin und Technik für Deutschland eine grundlegende Umorientierung. Aus der Agrargesellschaft wurde eine Industriegesellschaft mit all ihren Folgen, und dies bedeutete auch eine grundlegende Veränderung für die deutschen Städte, die an diesen Reformbewegungen teil haben wollten.

1.1.1.     Ursachen für die Stadtentwicklung

Seit der Erfindung der Dampfmaschine, des mechanischen Webstuhls und neuer Transportsysteme wie der Eisenbahn erfolgte eine technische Neuentdeckung nach der anderen, derer positiver Beeinflussung der Wirtschaft sich auch der Agrarstaat Deutschland nicht mehr verschließen konnte[4]. Technische Innovationen wurden sowohl zunehmend zur Gewinnung billiger und neuer Rohstoffe wie z.B. Steinkohle genutzt, als auch in traditionellen Bereichen wie in der Landwirtschaft und zur Entwicklung bisheriger Industriebetriebe[5].
An Kapital mangelte es Unternehmen zu dieser Zeit nicht, wenn sie sich der industriellen Revolution anschließen wollten. Rund 5 Milliarden Francs (4 Milliarden Mark) erhielt Deutschland nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 als französische Kriegsentschädigung
[6]. Dies war zudem eine Motivation für viele Jungunternehmer neue gewerbliche und industrielle Unternehmen und Aktiengesellschaften zu gründen. Dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland stand daher eigentlich nichts mehr im Wege. Den Fabrikanten fehlte es jedoch zunehmend an Arbeitskräften für ihre Unternehmen in den Großstädten, da um ca. 1871 noch etwa 63,9 % der Reichsbevölkerung in Gemeinden am Land, also in Gemeinden mit unter 2000 Einwohnern wohnten[7]. Die Situation in den ländlichen Gebieten wurde für die Bevölkerung jedoch immer unerträglicher, was einen Umzug in die Industriestädte immer attraktiver werden ließ. Der medizinische Fortschritt, die Verbesserung der Lebensmittelversorgung und das Ende der Feudalherrschaft ließ zwar die durchschnittliche Lebenserwartung von 35 Jahre auf 50 Jahre empor schnellen und somit die Bevölkerung rapide vergrößern. Mit der Zeit konnten die ländlichen Gemeinden ihre stark anwachsende Einwohnerschaft aber nicht mehr ernähren, was dazu führte, dass ehemalige Bauern mit ihren Familien in großer Zahl in die Städte strömten, um dort nach Arbeit in den Fabriken zu suchen[8].
Besondere Anziehungspunkte waren dabei die neuen Montanreviere, wie das Ruhrgebiet, aber auch Städte, die wirtschaftlich bedeutende Verkehrsknotenpunkte im neuen Eisenbahnnetz darstellten, wie z.B. Frankfurt, Hamburg und nicht zuletzt Berlin
[9]. Diese Gebiete wurden jedoch unausweichlich mit dem Problem der immer gravierender werdenden Wohnungsnot konfrontiert. Schon 1890 findet man in vielen deutschen Großstädten eine drei mal so große Bevölkerung wie noch 1870 vor[10]. Noch 1866 hatte man sich in der Berliner Vossischen Zeitung nur vorsichtig mit dem Wohnungsmangel beschäftigt und eher den Prestigegewinn einer bevorstehenden Vergrößerung Berlins in den Vordergrund gestellt: "Berlin wird Weltstadt[11]! Die Bedeutung einer Hauptstadt steigt mit der Ausdehnung des Staates in geometrischer Proportion; auch wenn wir bescheiden genug sind, nicht mit London rivalisieren zu wollen, so können wir doch, nachdem wir schon Wien und St. Petersburg überflügelt haben, wohl daran denken, Paris noch einzuholen. Dass dies nicht ohne Einfluss auf die Wohnungsverhältnisse bleiben kann, liegt auf der Hand"[12]. Bereits 1870 musste man sich dann allerdings eingestehen, dass eine Wohnungsbaureform in Berlin unausweichlich war[13].
Von diesem Zeitpunkt an erfuhr die Bauwirtschaft in Deutschland einen Höhepunkt. Anfangs hatte man noch die Möglichkeit die Stadt dichter zu besiedeln, das bedeutete eine größere Anzahl an Einwohnern auf gleichbleibender Fläche. Dies erreichte z.B. die Stadt Berlin vor allem dadurch, dass sie auf bisher unbebauten Flächen Häuser errichtete oder vorhandene Gebäude durch größere und daher effektivere ersetzte. Mit zunehmender Urbanisierung (zwischen 1871 und 1910 stieg die Bevölkerung in den Gemeinden über 100000 Einwohner um das Siebenfache)[14] reichte jedoch der Platz in der Stadt nicht mehr aus und die Städte waren gezwungen ihr Gebiet zu erweitern. Dazu mussten jedoch erst einmal vorhandene mittelalterliche Befestigungsanlagen entfernt werden, die die Fläche der Stadt bisher eingegrenzt hatten. Oftmals genügte es aber schon Wallanlagen in Promenaden umzuwandeln oder durch Ringstraßen, wie den Wilhelminischen Ring in Berlin, zu ersetzen. Da jedoch der Strom der Einwanderer nicht abriss, sahen sich die Städte bald gezwungen ihre alten Stadtgrenzen hinaus in das städtische Umland zu verschieben. Das war unproblematisch, solange das Umland Feldmark der Stadt war, also zum städtischen Gemeindebezirk gehörte. Schwierig wurde es aber, wenn dies nicht der Fall war und die Städte das Umland erst eingemeinden mussten[15]. So erfolgte innerhalb der kurzen Zeit von fünf Jahren, nachdem der alte Stadtkern Berlin Mitte, Prenzlauer Berg, Friedrichshain, Kreuzberg, Tiergarten und Wedding zu 88,7% überbaut war, eine sprunghafte Ausdehnung Berlins in seine Nachbargemeinden. Berlin vergrößerte seine Fläche von 6586 ha auf 87810 ha, also mehr als das 13-fache[16].

Durch den Anstieg der Bevölkerung und der Vergrößerung der Wohnfläche wurde es zunehmend unvermeidlich die Infrastruktur in den Städten zu verbessern. Die städtische Hygiene z.B. konnte aufgrund der Größe der Städte nicht mehr weiter ignoriert werden. Daher wurde ab dem Jahr 1875 mit dem Bau einer Kanalisation begonnen. Auch die Gewährleistung einer Wasserversorgung aller Stadtbewohner war inzwischen unverzichtbar geworden. Mit dem Aufkommen der ersten Automobile und öffentlichen Verkehrsmittel begann man zudem in den meisten Großstädten ein Straßennetz zu planen und aufzubauen[17].
Neben der rapiden Entwicklung von Wohnungsbau und Industrie war in der Gründerzeit in Berlin auch eine Hochkonjunktur im Bau öffentlicher Gebäude zu beobachten. Vor allem der Staat und seine Herrscher nutzten laut Schinz die aufwendige Errichtung solcher Baudenkmäler zur ihrer Selbstdarstellung: "Diese Prinzipien lagen allen öffentlichen Bauwerken, vor allem aber den zahlreichen durch das Herrscherhaus geförderten Kirchenbauten, zugrunde. In diese Reihe gehört der Dom, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche, die Kaiserin-Augusta-Gedächtniskirche, die Gnadenkirche im Invalidenpark, die Garnisonkirche am Südstern"[18]. Aber auch eine Vielzahl kaiserlicher Denkmäler, Bahnhöfe, Regierungs- und Gerichtsgebäude entstanden zu dieser Zahl[19].

1.1.2.     Architektur der Gründerzeit

In den vielen neuen Gebäuden, die während der Gründerzeit entstanden, kann man jedoch keine einheitliche Architektur beobachten. M.S. Cullen beschreibt dies so: "Einen Gründerzeitstil gibt es nicht, ja gerade die Stillosigkeit ist typisch für diese Zeit. Die Wiener Ringstraße zeigt dies deutlich. In der etwa 30-jährigen Gründerzeit der Donaumonarchie von etwa 1860-1890 baute man in der Ringstraße eine gotische Kirche, die Votivkirche, und ein gotisches Rathaus, ein klassizistisches Parlamentsgebäude, zwei Museen im Neo-Renaissancestil sowie ein Universitätsgebäude mit deutlichen Anklängen an den französischen Barock"[20]. Allerdings sind gewisse Gemeinsamkeiten zwischen den neuen Gebäuden zu entdecken, die sie als Gebäude der Gründerzeit kennzeichnet. Sowohl der Berliner Reichstag, die Semper-Oper in Dresden als auch der Frankfurter Hauptbahnhof mit in ihren rundbogigen Fenstern und ihrer horizontalen Gliederung folgen dem Vorbild der norditalienischen Renaissance[21].
Nur der Jugendstil, der allerdings schon 1910 sein Ende fand, brach mit den zur Gründerzeit üblichen historischen Stilzitaten aus Gotik und Barock und verwendete eine neuartige Ornamentik. Vor allem fließende und geschwungene Pflanzenmotive, die einen Gegenpol zu der naturverleugnenden Stadt bilden sollten, wurden als Ornamente zur Fassadengestaltung verwendet[22]. Der Jugendstil ist jedoch auch ein Wegebereiter der Moderne. Zum Ersten Mal finden Materialien wie Stahl, Glas und Eisen ihren Weg in die Architektur[23].

1.1.3.     Mietskasernenbau und Planung

Für die vom Land kommenden zahlreichen Arbeitern und ihren Familien mussten die Großstädte Wohnquartiere bereit stellen, die schnell und billig zu bauen waren. Während der Gründerzeit war es das Ziel der Baugesellschaften, vor allem möglichst viele Leute auf einen engen Raum zu bekommen, da die Fläche in den Städten sehr beschränkt war. Daher begann man mit dem kostengünstigen Bau von Mehrfamilien-Mietshäusern (Mietskasernen), die dicht zu Wohnblocks aneinandergereiht wurden und mit vielen kleinen kargen Wohnungen ausgestattet waren. Hauptsächlich in Berlin, wo am Wilhelminischen Ring zahlreiche Mietskasernen entstanden, waren die Zustände in den kleinen Arbeiterwohnungen verheerend. Die Belichtung und Durchlüftung war aufgrund der engen kleinen Innenhöfe eher dürftig, zudem ließen der hohe Lärmpegel und die mäßige sanitäre Ausstattung (erst ab 1875 wurde eine Kanalisation, ab 1885 Wasserspülklosetts gebaut) die Mieter an ihre physischen und psychischen Grenzen geraten[24]. Zusätzlich wurden die Bewohner durch hohe Mieten belastet, die sich durch die ständige Flut von Wohnungsinteressenten vom Land ergaben. Daher waren die meisten Familien gezwungen Untermieter und Schlafgänger in ihren Wohnungen aufzunehmen. Eine Volkszählung in Berlin von 1861 brachte bedenkliche Zustände zutage. "Damals lebten 48326 Menschen, ein Zehntel der damaligen Berliner Einwohner, in Kellerwohnungen. Von 105811 Berliner Wohnungen insgesamt hatten 51909 nur ein heizbares Zimmer. Weit über ein Fünftel der Berliner Bevölkerung teilte ein heizbares Zimmer mit mindestens 5 Personen"[25]. Die Wohnungsreformer zu der Zeit schrien sowohl laut auf über die moralischen Verderbnisse, die das enge Zusammenleben von vielen Menschen verschiedenen Geschlechts mit sich brachten, als auch über die gesundheitlichen Gefährdungen, denen die Mietskasernenbewohner ausgeliefert waren[26].

1.1.4.     Gründe für den Mietskasernenbau

Allerdings schien die dicht gedrängte Mietskasernenbauweise die beste Möglichkeit zu sein, die in Massen einströmenden Arbeitssuchenden in den Großstädten unterzubringen. Zudem gab es noch weitere Faktoren, die den Mehrfamilien-Mietshausbau z.B. in Berlin begünstigten. Zum Einen suchte Berlin einen Weg, den Mangel an Platz, der in der Stadt vorherrschte, zu umgehen. Denn bevor das Umland eingemeindet werden konnte, musste man Grundstücke, die in privater Hand waren, erwerben. Zunächst einmal beschloss man jedoch das kleine Stadtgebiet erst einmal vollständig auszunutzen. Weitere Stadterweiterungen wurden zu jener Zeit von privaten Terraingesellschaften durchgeführt, die die Gebiete erst kauften und dann in baufertige Flächen umwandelten. Danach wurden die Grundstücke an die mit den Terraingesellschaften verbundenen Baugesellschaften übergeben. Auf diesen Flächen entstanden daraufhin Straßen und Mietshäuser. Diese von den Banken unterstützte Bau- und Bodenspekulation war mit hohen Investitionskosten und einem erheblichen Risiko, fehlinvestiert zu haben, verbunden[27].
Zudem förderten die in Deutschland geltenden unzureichenden Bestimmungen wie die Baupolizeiordnungen, die auf dem Allgemeinen Landrecht von 1794 basierten, die Stadterweiterung Berlins durch Mietskasernen. Diese Bestimmungen legten den Aufriss fest, also Gebäudeabstand, -höhe, -nutzung und dergleichen. Die von den staatlichen Polizeibehörden erlassenen Ordnungen schränkten die Baufreiheit der Bodeneigentümer in nur vier wesentlichen Punkten ein, die sich nur auf die Konstruktionssicherheit der Gebäude, auf die öffentliche Sicherheit der Straßen, auf das Verbot der Verunstaltung des Stadtbildes und die Feuersicherheit der Mietskasernen bezogen[28]. So wurde z.B. festgesetzt, dass die Mindestgröße der umbauten Innenhöfe 5,30m mal 5,30m groß sein musste, also der Größe eines aufgespannten Feuerwehrsprungtuches entsprechen mussten[29]. Daher wurde oftmals, um die Flächen so effektiv wie möglich auszunutzen, an die Vorderbauten noch zusätzlich Seitenflügel und Quergebäude angebracht, die die kleinen Innenhöfe eng umschlossen[30].
Weitere Gründe für den Bau von Mietskasernen ergaben sich allerdings auch aus der vorherrschenden Wohntradition in Großstädten. Da die oberen Schichten in den Industriestädten meist auch in herrschaftlichen und großbürgerlichen Wohnungen lebten, zogen die Arbeiterfamilien, von diesem Vorbild beeinflusst, auch nur zu gerne in die Mehrfamilien-Mietshäuser[31].
Eine große Rolle spielte zusätzlich der gering ausgebaute öffentliche Nahverkehr, der es unmöglich machte, Arbeitsstätte und Wohnstätte der zugezogenen Menschen allzu weit voneinander zu entfernen. Dieses Problem machte es erforderlich Wohnplätze in der Nähe der Arbeitsstellen zu schaffen, was oftmals zu einer Durchmischung der Wohn- und Gewerbefunktionen wie im Wilhelminischen Wohn- und Gewerbegürtel in Berlin führte[32].

1.1.5.     Straßenplanung in der Gründerzeit

Während der Gründerzeit konnte man in den Industriestädten durchaus eine Planung der topographischen Entwicklung beobachten. Zwar darf man diese Konzeptionsversuche nicht mit der heutigen Stadtplanung vergleichen. Allerdings kann man zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine Strategie in den deutschen Städten erkennen, die man in Großbritannien zu der Zeit stark vermisste. So entwickelte der Baurat James Hobrecht 1862 in Berlin zusammen mit den Kommunalbehörden und dem Polizeipräsidium einen Generalbebauungsplan, der sich vor allem mit dem Straßengrundriss der Industriestadt beschäftigte[33]. Sein großes Vorbild hierbei war der Präfekt des Departement Seine von Paris, Haussmann, der moderne, verkehrsorientierte Straßenbaumaßnahmen durchführte. Von ihm übernahm Hobrecht die Idee von Diagonalstraßenverbindungen, die vor allem wichtige öffentliche Gebäude und Plätze miteinander verbanden, die Anlage breiter Boulevards sowie sternförmiger Straßenkreuzungen (Sternplätze)[34]. Zusammen mit den Berliner Bauordnungen, wie der Baupolizeiordnung, schuf der Generalbebauungsplan von Hobrecht die besten Voraussetzungen für die Entwicklung hin zum noch heute sichtbaren Mietskasernenbau.

1.1.6.     Villensiedlungen

Für die gehobeneren Schichten der Gesellschaft wurden während der Gründerzeit in Berlin natürlich auch neue Gebäude errichtet, die sich in ihrer Größe und in ihrem Stil wesentlich von den Mietskasernen unterschieden. Bei diesen Großvillen (für eine Familie) oder auch bei den Mietvillen (Mehrfamilienhäuser) war es typisch, dass sie nicht in der Nähe der Industrienanlagen und engen Verhältnisse Alt-Berlins oder des Wilhelminischen Ringes zu finden waren, sondern außerhalb Berlins, wie z.B. in Lichterfelde oder Tegel, an den ab 1868 entstandenen Haltestellen des Vorort-Bahnverkehrs oder an den Straßen, um dennoch schnell in die Innenstadt gelangen zu können. Zudem entstanden Villensiedlungen auch teilweise an den um Berlin gelegenen Gewässern, was der Erholung der höheren Einkommensschichten diente[35] .

1.1.7.     Werkskolonien

Doch nicht nur die Stadt Berlin erfuhr während der Mitte des 19. Jahrhunderts eine weitreichende Entwicklung aufgrund des rasanten Fortschritts in Technik und Forschung, auch die Städte im Ruhrgebiet veränderten ihr Stadtbild in der Industrialisierung grundlegend. Viele Dorfbewohner fühlten sich zu der Zeit angezogen von den vielen Zechen und Fabriken, in denen Ressourcen durch die Erfindung neuer Maschinen schneller und in größeren Massen gefördert und verarbeitet werden konnten. Unter diesen enormen Einwohnerzahlen und dem stetig wachsenden Gewerbe wandelte sich im Ruhrgebiet im Gegensatz zu Berlin jedoch nicht nur eine Stadt, sondern es entwickelten sich sogar ganze Städtelandschaften[36]. Zur Unterbringung der Arbeitssuchenden und ihrer Familie entstanden in dem rohstoffreichen Gebiet etwa ab 1844 Werkskolonien, die von den jeweiligen Werken wie dem Bergbau (Zechenkolonien) oder auch anderen Industriezweigen wie den Hüttenwerken finanziert wurden. Für die Arbeiter schien die Aussicht auf eine Arbeit mit verbundener Wohnstätte ein verlockender Grund zu sein ihre Dörfer zu verlassen. Allerdings waren die Mietverträge auch stets mit den Arbeitsverträgen verbunden, was zwar einen ständigen Wechsel der Betriebsangehörigen verhinderte und auch auswärtige Arbeiter reizte, aber auch eine Abhängigkeit der Belegschaft von ihrem Werk begünstigte[37]. Zudem erschienen diese Kolonien zwar als eine soziale Fürsorge des Unternehmers für seine Arbeiter, die enge Verbundenheit zwischen Wohnung und Arbeitsstelle entwickelte allerdings eine sehr einseitige Sozialstruktur, die keinen Kontakt zu Menschen anderer Berufe oder Schichten ermöglichte[38]. Herausragend ist jedoch für die Mietshäuser im Ruhrgebiet, dass sie im Gegensatz zu den Wohnungen in den anderen Industriestädten Deutschlands mit Ställen und Hausgärten ausgestattet wurden, was die Anpassung der ehemaligen Landbewohner an das städtische Leben ermöglichte[39]. Oftmals konnte man so während der Industrialisierung Werkskolonien mit Gärten entdecken, die sich wie selbstverständlich neben den modernen Industrienanlagen ansiedelten.
Die Unterschiede, die in der Gestalt der Werkskolonien zu erkennen sind, lassen darauf schließen, dass sich die Kolonien in gewissen Zeitabständen zu anderen Baustils hinentwickelt haben. Zu Anfangs nahm man insbesondere die englische Arbeiterwohnung zum Vorbild und errichtete ein- bis anderthalb geschossige langgestreckte Reihenhäuser von 100-200 m Länge wie in der Kolonie Am Holzgraben in Dortmund-Scharnhorst, die im Volksmund auch D-Züge genannt wurden[40] Ab ca. 1850 bis ca. 1870 entschieden sich die Werke für gereihte Einzelhäuser für zwei bis vier Familien . Es entstanden in der Zeit kleine Kolonien mit Häusern aus Backstein, die der Tradition der Landhäuser nachfolgten. Man ordnete dabei die Gebäude streng linear an und bevorzugte für die Form meist geometrische Strukturen. In der Bauperiode ab 1871 errichtete man aufgrund der starken Wohnungsnachfrage größere Siedlungen, die kleiner Abstände zueinander hatten und höhere Stockwerkzahlen (in der Regel zweigeschossig) aufwiesen[41]. In der 3. Konjunkturphase von ca. 1890-1900 war man mit der bisherigen Gestaltung der Kolonien nicht mehr zufrieden und entschied sich daher für eine Mischung von Form und Farbe der Gebäude, so dass "durch den Wechsel von bisweilen 15 verschiedenen Grundriss- und Aufrisstypen" ein "wechselvolles Straßenbild"[42] entstand. Nach 1900 bis ca. 1905/06 stieg die Wohnungsnachfrage so rapid, dass die neuen Koloniehäuser nur noch mit 2½- bis 3½ Geschossen gebaut wurden[43]. Ab 1905 dann entstand vor allem bei Krupp ein Widerstand gegen die oftmals zu eintönigen Werkskolonien und man errichtete fast gartenstadtähnliche Zechenkolonien mit "gestalterisch absprechenden wechselwirksamen Straßenbildern und Platzanlagen"[44]. Diese Bauweise wurde bis ca. 1926 fortgesetzt, ab dann baute man zunehmend 3- bis 4- geschossige Mehrfamilienhäuser mit kleineren Wohneinheiten. Ab etwa 1920 wechselte der Wohnungsbau im Ruhrgebiet über zu genossenschaftlichen oder gemeinnützigen staatlichen Einrichtungen[45].

1.2.           Reformbewegungen im Städtebau

Mietskasernen und Werkskolonien schienen während der Gründerzeit in den Industriestädten die besten Mittel zu sein die rasant wachsende Zahl von Arbeitsuchenden vom Lande billig und schnell mit Wohnstätten zu versorgen. Mit der Zeit wurde man sich jedoch bewusst, dass Reformen in den Städten nötig waren, um soziale, hygienische und menschliche Missstände, die sich zunehmend als Begleiterscheinungen der neuen Wohnform erkennbar machten, auszumerzen. Ebenezer Howard, der sich mit dem durch die Bevölkerungsexplosion in den englischen Großstädten einsetzenden Chaos beschäftigte, formulierte dies so: "Der Städtebau - als ein auf Denken und Planmäßigkeit beruhendes Unternehmen - ist eine vergessene Kunst, wenigstens in unserem Land, und diese Kunst muss nicht nur neu belebt, sondern auch von höheren Idealen getragen werden, als man sich bisher träumen ließ"[46]. Howard entwickelte daher ein neuartige moderne Stadtform, die auch in dem von unwirtlichem Mietshausbau geplagten Deutschland bald Anklang fand.

1.2.1.     Howards Garden City

Nachdem sich der Brite Ebenzer Howard jahrelang mit den Folgen des ungegliederten Städtewachstums Mietwucher, Armut, Bodenwertsteigerung, hygienische Probleme auseinander gesetzt hatte, forderte er ein neues Stadtmodell, das auf den sozialreformerischen Ideen verschiedener Autoren basierte[47]. Er entwickelte dabei ein Konzept, das er "Garden Cities" (Gartenstädte) nannte. In seinem Gartenstadtmodell geht er von einer Zentralstadt aus, um die sich in einem gewissen Abstand mehrere kreisförmige Gartenstädte gruppieren sollten. Sollte ein Überschreiten der maximalen Einwohnerzahl von 250 000 Einwohner in der Zentralstadt drohen, sollten die Wohnungssuchenden in die Gartenstädte ausgelagert werden, für die eine ungefähre Einwohnergrenze von 32000 Einwohner festgesetzt worden war. Zwischen der zentralen Großstadt und ihren Gartenstädten sollte sich laut Howard ein Grüngürtel befinden, der mit unbebauten Flächen, landwirtschaftlich genutzten Gebieten, Gärten und Parks ausgestattet werden sollte, um den Familien in der Großstadt und in den Gartenstädten ein freundliches lebenswertes Umfeld zu bieten und sie zudem mit selbst hergestellten landwirtschaftlichen Produkten versorgen zu können. Zusätzlich sollte eine möglichst geringe Dichte in den Gartenstädten (12 Häuser pro acre, d.h. 0,4 ha) und ein guter Anschluss zur Zentralstadt durch Eisenbahnverbindungen und zu den Nachbarstädten durch tangential verlaufende Eisenbahnschienen und Radialstraßen einen komfortablen Wohnstil gewährleisten[48].
Die Gartenstadt an sich sollte eine eigene an den Eisenbahnschienen befindliche Industrie vorweisen können, um ihren Einwohnern zwar einerseits Arbeitsplätze aber auch andererseits ruhig gelegene Wohnungen bieten zu können[49]. Geringe Monatsmieten und Zinsbelastungen, die durch das Festschreiben des Bodenpreises gefördert wurden, sollten die Leute zusätzlich in die Gartenstädte locken[50]. Aber auch mit eigenen Einrichtungen für Kultur und Bildung wie z.B. Schulen, Museen und Theatern sollte die Gartenstadt nicht sparen, damit sie sich eine gewisse Unabhängigkeit von der Großstadt erhalten könnte[51].

Eine weitere räumliche Ausdehnung als die geplante sollte die Gartenstadt jedoch nicht erfahren. Als Alternative waren, nach Howard, Tochtergründungen der Gartenstadt denkbar, die allerdings von weiteren Grüngürteln voneinander getrennt sein sollten. Als wesentliche Idee Ebenzer Howards kann ebenfalls die Finanzierung der Gartenstadt verstanden werden. Die komplette Gartenstadt sollte in den Besitz von Genossenschaften und der Öffentlichkeit übergehen, wobei "Überschüsse aus den [...] Bodenrenten der Schaffung und Instandsetzung der Infrastruktur (Straßen, Schulen etc.) dienen sollten"[52].
Ebenezer Howard fasste 1898 seine Überlegungen in einem Buch "Garden Cities of Tomorrow" zusammen, welches es schaffte seine Idee des Gartenstadtmodells in der ganzen Welt zu verbreiten[53]. Darin bot er auch eine kurze persönliche Definition der Gartenstadt: "Eine Gartenstadt ist eine Stadt, die für gesundes Leben und für Arbeit geplant ist; groß genug, um ein volles gesellschaftliches Leben zu ermöglichen, aber nicht größer; umgeben von einem Gürtel offenen (landwirtschaftlich genutzten) Landes; die Böden des gesamten Stadtgebietes befinden sich in öffentlicher Hand oder werden von einer Gesellschaft für die Gemeinschaft der Einwohner verwaltet"[54]. Er  schuf eine Vision eines neuen Typs von einer geplanten Stadt. Sie sollte den Vorteil eines Landlebens mit dem Komfort der Stadt kombinieren. Er kreierte die Theorie der „Three Magnets“. Drei Magneten repräsentierten Stadt, Land und die Stadt-Land-Kombination.           

Die Stadt hatte für ihn untere anderem Eigenschaften wie „social opportunity“, aber auch „isolation of crowds, „high money wages“, aber auch „high rents and prices“, zwar „chances of employment“, aber auch eine „army of unemployed“. Ähnlich zwiespältig war für Howard das Landleben: Hier gab es zwar die „beauty of nature“, „fresh air, low rents“, aber auch „long hours, low wages“ bei der Arbeit, einen „lack of society“ und „no public spirit“.[55]

 

    Drei Magneten [56]

Die Lösung sollte beides in einem sein, der dritte Magnet: Howards „garden city“ sollte eine Stadt ohne einen Slum sein, in der die Menschen in einer ansprechenden Umwelt leben und arbeiten konnten. Praktisch unabhängig, verwaltet und finanziert von den Bürgern, die ein ökonomisches Interesse in der Stadt hatten, sollte sie gebaut und anschließend geführt werden zum Wohle der ganzen Gemeinde.

 

Howards Vision wurde Realität: "Tomorrow" wurde 1898 veröffentlicht. 1899 wurde die „Garden City Association“ gegründet. 1902 erschien bereits die Neuauflage seines Buches unter dem Titel „Garden Cities of Tomorrow". 1903 begann man nach Entwürfen von B. Parker und R. Unwin mit der Anlage von Letchworth, die bereits nach dem ersten Weltkrieg die Trabantenstädte Englands direkt beeinflusste.

 

Zwar waren nicht alle von Howards Ideen vollständig neu, schon einige vor ihn hatten ähnliche Überlegungen formuliert, seine Darstellung des "Gartenstadtmodells" begeisterte und überzeugte allerdings viele im Städtebau tätige Zeitgenossen[57].
Im Jahr 1903 wurde dann in der Nähe von London mit der Organisation und Vorbereitung der ersten Gartenstadt bei Letchworth begonnen. Bei den primären Planungsversuchen stellte sich jedoch heraus, dass man den Angaben und Diagrammen Howards nicht einfach folgen konnte wie erwartet. Man einigte sich daher auf gewisse Einschränkungen des Gartenstadtmodells. Da örtliche Gegebenheiten mit berücksichtigt werden mussten, errichtete man eine quer durch das Gebiet führende Bahnlinie und behielt eine größere Grünfläche als von Howard vorgeschrieben bei. Zwar konnte die von Howard vorgesehene Gartenstadtdichte eingehalten werden, Letchworth entwickelte sich allerdings nur sehr langsam und stetig, so dass die erste Gartenstadt 20000 Einwohner erst 1950 aufweisen konnte[58].
In der Folgezeit versuchte jedoch niemand dem Vorbild Letchworth zu folgen. Howard war so enttäuscht darüber, dass er mit einer kleinen Gruppe von Anhänger im Jahr 1919 den Bau der 35 km von London entfernten Gartenstadt Welwyn zu organisieren begann. Man strengte sich an, mit Welwyn dem Ideal des Gartenstadtmodells näher zu kommen als mit Letchworth, doch es konnten wiederum nur manche der Gestaltungsprinzipien eingehalten werden[59].
Nach Fertigstellung der Gartenstadt Welwyn kam es zu keiner weiteren Umsetzung des Garden-City-Konzepts. Die Idee des Gartenstadtmodells von Ebenezer Howard war viel zu idealistisch, zu umfangreich und zu theoretisch gewesen, als das es wirklich nach seiner Vorstellung verwirklicht hätte werden können. Posener versuchte das grundsätzliche Scheitern des Gartenstadtmodells näher zu erläutern:

"Sie hat es nicht geschaffen. HOWARDS Hoffnung, dass einige Beispiele eine Kettenreaktion auslösen würden, welche die Struktur Englands und, wer weiß, der Welt verändern würde - a Peaceful Path to Real Reform, wie der Untertitel seines Buches sagt - hat sich nicht erfüllt. Die Frage, warum, ist vielleicht nicht müßig; aber ihre Antwort könnte nur nach einer tiefen und eingehenden Analyse der Geschichte dieses Jahrhunderts gegeben werden. Es mag etwas damit zu tun haben, dass HOWARD den Landmagneten zu groß gezeichnet hat. Vertreter des Gartenstadtgedankens werden sagen, dass die Menschen partout nicht einsehen wollen, wo für sie das gute Land liegt. Gegner der Gartenstadtbewegung werden genau das gleiche sagen. Sie unterscheiden sich voneinander erst, dass sie es einsehen müssen, da es keine echte Alternative gebe, und dass sie es mithin einsehen werden, während der andere meint, sie würden es nie einsehen, der Gedanke selbst sei falsch"[60].

Ebenezer Howard starb bereits 1928 in seiner Gartenstadt Welwyn. Vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte man seine Idee des Gartenstadtprinzips neu und errichtete gartenstadtähnliche Wohnsiedlungen, allerdings ohne Gartenstadtkonzeption[61].

1.2.2.     Die deutsche Gartenstadtbewegung

Es dauerte nicht lange bis Ebenezer Howards Gedanke der Gartenstadt auch in Deutschland Gehör fand. Dort hatten sich zwar auch schon unabhängig von Howard verschiedene Zeitgenossen wie Theodor Fritsch mit ähnlichen Städtereformen in deutschen Industriestädten beschäftigt, dieser setzte allerdings zudem großen Wert auf ideologische Faktoren, was die deutsche Gartenstadtbewegung im Besonderen prägen sollte[62].
Nachdem in Deutschland die Stimmen nach Wohnungs- und Sozialreformen immer lauter wurden, schlossen sich im Jahr 1902 Anhänger zu der Deutschen Gartenstadtgesellschaft zusammen, deren Zielsetzung im §1 ihrer Satzung festgehalten wurde: "Das Ziel der Gartenstadtgesellschaft ist die Gewinnung breiter Volkskreise für den Gedanken der Errichtung von Gartenstädten auf der Grundlage des Gemeineigentums am Stadt- und Landboden, sowie die Förderung aller Maßnahmen, die diesem Ziele dienen"[63].
Nach der Gründung wurde die Gartenstadtgesellschaft sehr aktiv und überlegte sich schon bald Möglichkeiten zur konkreten Umsetzung ihrer Ideen. So versuchte man vor allem an die im Jahr 1905 erfolgreich gegründeten gartenstadtbeeinflussten Werkskolonien im Ruhrgebiet wie die Wohnsiedlung Margarethenhöhe in Essen oder die Zechenkolonie Teutoburgia in Herne anzuschließen[64]. Die erste aussichtsreiche Gartenstadtgründung der Gesellschaft erfolgte 1906 in Dresden. Ab diesem Zeitpunkt bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde eine Vielzahl an Gartenstädten realisiert, die allerdings nie vollständig den Vorstellungen Ebenezer Howards entsprachen[65]. Ausschließlich entstanden unter der Gartenstadtgesellschaft Villensiedlungen und gartenumgebende Kleinhausansiedlungen am Stadtrand, die mit dem Gartenstadtmodell Ebenezer Howards lediglich wenig gemein hatten. Vor allem wiesen die meisten gartenstadtähnlichen Siedlungen in den Stadtrandzonen weder eine eigene Selbstverwaltung und eigene Versorgungszentren noch städtisches Leben auf, was Howard für sein Modell immer gefordert hatte. Das beste Beispiel dieser Umorientierung ist die Siedlung Frohnau im Norden Westberlins, die 1908 als durchgrünter Villenvorort für gehobenere Gesellschaftsschichten gebaut wurde[66]. Aber sie blieb nicht das einzige Beispiel einer Gartenstadtanlage in Berlin.

1.2.2.1.     Die Tuschkastensiedlung

Mit der Gründung der „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892“ hatte die Gartenstadtidee in Berlin Fuß gefasst.

Auch hier sollten kooperative Arbeits - und Lebensformen an die Stelle egoistischen und profitorientierten Denkens treten. Alte ästhetischen Ideale waren überholt. Jetzt sollte der bauliche Organismus mit dem sozialen Organismus in harmonischer Gemeinschaft stehen.

1912 erwarb die „Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892“, oft auch nur  „1892“ genannt, das Areal am Falkenberg. Der Architekt Bruno Taut entwarf  den Plan einer kleinen Vorstadt, von der zwischen 1913 und 1915 nur die Bauten am sog. „Akazienhof“ und entlang des Gartenstadtweges realisiert wurden. In dem Gesamtplan reihten sich Quartiere mit zweigeschossigen Zeilen aneinander - gleich englischen Reihenhäusern -, die im Rhythmus  der ansteigenden Topographie gestaffelt wurden.

Aufgrund wirtschaftlicher Probleme und dem Beginn des Ersten Weltkrieges wurden statt der geplanten 1500 Wohnungen nur einige verwirklicht. 1919 musste vor allem wegen ökonomischer Probleme die Gartenstadt mit dem Spar- und Bauverein Berlin fusionieren. Das komplette Projekt wurde nie verwirklicht.

 

Das, was entstand, stellt sich auch heute noch wie folgt dar :

Der sogenannte Akazienhof bildet einen aus der englischen Gartenstadt tradierten Wohnhof. Das Charakteristische ist hierbei, dass die Anlage eine Sackgasse bildet, d.h. es gib keinerlei Durchgangsverkehr, der das Leben stört. Zur Erbauungszeit war dies nicht so wichtig, heute kann dies als „kommunikationsfördernde“ Planungsleistung gelten. Die Straße bildet somit keinerlei größeren Gefahrenmoment, sie ist vielmehr durch Baumbepflanzung und Vorgartenkultur belebt, eine halböffentliche Erweiterung des individuellen Wohnraumes. Dies wird nur deshalb erreicht, weil die Stockwerkzahl an die Geländeform angepasst ist und die Hauskulisse in einem Gefüge mit den angrenzenden Hauskörpern steht. Eine banale Anordnung von beliebigen Einzelhäusern bietet einen solchen geschlossenen Charakter nicht.

 

Es wurde verschiedene Grundrisse und Haustypen erdacht, die unterschiedlich kombiniert ein individuelles wohnen ermöglichen sollten. Die Form der Gebäude sollte schlicht sein. Die architektonischen Grundsätze plädierten für das einfache Rechteck als Umriss des Grundrisses, ebenso für einen einfachen Umriss des Aufbaus. Türme und dergleichen wurden grundsätzlich ausgeschlossen. Man wandte sich gegen jede komplizierte Dachform, ein Mansardendach galt als unwirtschaftlich.

Erst in einer weiteren Bauphase wurde das Prinzip der Einfachheit gelockert und Häuser wurden mit vorsichtigen Ornamenten (Lattenspalierornamentik) geschmückt und jetzt konnte man selbst verschieden farbige geometrische Putzornamente finden.

Es blieb aber bei der grundsätzlichen Absage an irrationale, emotionale, historisierende Formen, der zuvor oft gesehenen Überschwänglichkeit und damit die Hinwendung zur einfachen primitiven Form. Das Formal Neue sollte das Sozialneue manifestieren.

Die Aufteilung des Einfamilienhauses des sog. Typs III sah wie folgt aus :

Im Erdgeschoss befand sich das Wohnzimmer, die Küche mit Speisekammer, eine Spülküche und die nach dem Garten hin zu einer offenen Laube erweiterte Loggia .

Das Obergeschoss wies zwei Zimmer , eine Kammer für ein Bett und das Bad mit Klosett auf. Eine Dachkammer und ein großzügiger Bodenraum sollten das Raumangebot abrunden.

Doch gab es wie erwähnt mehre Häusertypen und die Mieter hatten ein Mitbestimmungsrecht: Nicht nur die Planung und Projektierung der verschiedenen Bautypen, auch die Ermittlung und Klärung der Bewohnerwünsche wurde in Versammlungen an Hand von Plänen diskutiert.

   

In der Gestaltung der Gartenstadt kam besonders die bereits von den Expressionisten erhobene Forderung nach farbiger Gestaltung der Wohnungen und Häuser zum Tragen. So schrieb 1913 der Architekturkritiker Adolf Behne: „Die Typen- und Reihenhäuser werden durch die wechselnde Farbgebung individualisiert. Die Gefahr der Uniformität wird durch das Hilfsmittel der Farbe sehr glücklich beseitigt. Bruno Taut hat in Falkenberg den Versuch gemacht, die Farbe in den Dienst der Gartenstadtarchitektur zu stellen.“  

Tuschkastenfarben in Falkenberg [67]

 

Was zu damaliger Zeit noch ein Kuriosum war, sollte nach 1918 die gesamte Architektur beeinflussen. Die Farben, die Taut anwendete, waren außer Weiß ein helles Rot, ein Olivgrün, ein kräftiges Blau sowie ein helles Gelbbraun. 

Zudem wechselte bei den  Reihenhäusern im allgemeinen ein helleres Haus mit einem dunkleren. Die Farbe der Häuser erhielt ihre volle Kraft erst durch den weißen Anstrich der Fensterrahmen, Fensterkreuze und Fensterläden, der Gesimse und der hölzernen Balkonbrüstungen, während die Türen und Spaliere zumeist einen dunkleren Ton trugen. Weiß waren dann wieder die Schornsteine und die Lauben. Stallgebäude bekamen wieder einen dunkleren Anstrich. Der Name „Tuschkastensiedlung“ lag auf der Hand.

Einige weitere wichtige Gestaltungsmerkmale von Howards Gartenstadtmodell lieferten jedoch auch für die ausschließlich mit Mietskasernen bebauten deutschen Industriestädte entscheidende Anstöße zur Veränderung. Hervorzuheben sind dabei vornehmlich Offenheit und Durchgrünung der Städte, Planmäßigkeit der Wohnsiedlungen und die räumliche Separation wichtiger Funktionen wie Wohnen, Sich-Erholen und Arbeiten[68].

1.2.2.2.     Genossenschaftlicher Wohnungsbau in Deutschland

Hufeisensiedlung [69]

Nach dem Ersten Weltkrieg wandelte sich der Städtebau zunehmend in der Form, dass sich das Genossenschaftswesen immer mehr zu Wohnungsbaugenossenschaften hin veränderte. Diese gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaften kümmerten sich allerdings nicht um den Eigenheimbau, sondern förderten dagegen den traditionellen Bau von Mietshäusern in ganz Deutschland. Es ging dabei jedoch nicht eine Umkehr zum Mietskasernenbau vonstatten. Lediglich wurde in den Zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts das Errichten sogenannter Blockrandbebauung gefördert. Dabei wurden die durch Straßen begrenzte Baublöcke mit großen Innenhöfen ausgestattet. Ab 1925 ging man dazu über, gemeinnützige Wohnsiedlungen mit Einfamilienreihenhäusern oder Mehrfamilienhäuser zu errichten, an denen jeweils kleine Gartenanlagen angeschlossen wurden, wie etwa in der sogenannten Hufeisensiedlung in Berlin-Britz[70].

Blick in Hufeisenausschnitt [71]

 

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verzichtete man endlich auf die veralteten und unzureichenden Straßenfluchtlinienpläne und Baupolizeiordnungen, die während der Gründerzeit die Bebauung in so großen Industriestädten wie Berlin geregelt hatten und ging über zu moderneren effizienteren Plänen wie dem preußische Wohnungsbaugesetz von 1918, das sowohl die Trennung von Gewerbe- und Wohngebieten als auch das Verbot der Angliederung störender Industrie an bestimmten Gemeindeteilen vorschrieb. Damit war der erste Grundstein zur modernen Bauleitplanung gelegt[72].

1.2.3.     Charta von Athen

1933 fand in Athen ein internationaler Städtebaukongress statt, zu dessen Gelegenheit sich berühmte Architekten wie Le Corbusier trafen, um über ein neues Konzept der Stadt nachzudenken. Dabei entstand ein Manifest mit einem wegweisenden Thesenkatalog, der in etwa 95 Leitsätze zum Städtebau gegliedert war. Von den vier Fassungen, die damals entstanden, hat Le Corbusier 1941 eine herausgegeben. Zum Einen soll sich diese Charta mit der Trennung der vier Funktionen Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Verkehr, die schon Ebenezer Howard in seinem Gartenstadtmodell gefordert hatte, beschäftigt haben, was jedoch von Einigen bezweifelt wird[73]. Zum Anderen machten die Städtebauer unter anderem auch folgende Aussagen über die Stadtentwicklung:
1. Stadtentwicklung hängt von ökonomischen Faktoren ab.
2. Bisherige Wohnungen führten zur Ausbeutung Wohnungssuchender, wurden parteiisch verteilt und verfügten über geringe Freifläche.
3. Städte nahmen durch die Interessen mancher Privatpersonen chaotischen Charakter an.
4. starke Mobilität der Arbeitsbevölkerung wurde durch Funktionstrennung erzeugt u.s.w.
Sie hängten an diesen Thesenkatalog jedoch auch zahlreiche Vorschläge zur zukünftigen Entwicklung der Stadt an:
1. Die Stadt muss individuelle Freiheit für jeden gewährleisten.
2. Die Wohnung soll das Zentrum der Stadt werden.
3. Der Arbeitsplatz darf nur eine geringe Distanz zur Arbeitsstelle aufweisen.
4. Bodenspekulation soll vermieden werden u.s.w.
Diese Aussagen kann man in ähnlicher Form schon in Ebenezer Howards Buch von 1889 nachlesen[74].
Vor allem wurden jedoch die von den Städtebauern entworfenen zweifelhaften Ideen der großräumigen Funktionstrennung nach Kriegsende aufgegriffen, was häufig zu einer starren Einteilung von Funktion und Fläche geführt hat und die Kritiker der Charta dazu geführt hat, ihr die Schuld an der "Zerstörung der städtischen Umwelt[75]" zu geben[76].
Allerdings findet man Spuren dieser Forderung nach Trennung der vier Funktionen auch in dem Bundesbaugesetz der Bundesrepublik Deutschland von 1960 wieder[77].

1.3.           Fazit

Die Gründerzeit blieb weitestgehend ein Phänomen. Noch nie in der Geschichte waren in so kurzer Zeit so zahlreiche technische und medizinische Fortschritte zu beobachten gewesen wie Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Städte wie Berlin entwickelten sich rasch zu industriellen Großstädten mit Infrastruktur, die zudem noch eine Vielzahl an außergewöhnlichen Baudenkmälern vorweisen können. Kleine Manufakturen im Ruhrgebiet wandelten sich während der industriellen Revolution zu Zechenanlagen mit enormen Ausmaßen wie sie nie zuvor in Deutschland zu sehen gewesen waren.
Aber der rapide Wachstum in Deutschlands Städten zeigte auch bald negative Auswüchse: Dicht gedrängte, dunkle Mietskasernen z.B. in Berlin, in denen die Bewohner mit hygienischer, räumlicher und gesundheitlicher Not zu kämpfen hatten, wie außerdem sterile Werkskolonien im Ruhrgebiet, in denen die Bergarbeiter mit ihren Familien zu Abhängigen ihrer Arbeitgeber wurden.
Ein Wandel zu freundlichem, unabhängigen und offenen Wohnen in durchgrünter Umgebung bot zwar die Idee des Gartenstadtmodells von Ebenezer Howard. Doch bei dem Versuch der praktischen Umsetzung seines Modells, wurden die Städtebauer schnell in ihre Grenzen gewiesen, was bewies, dass das Gartenstadtmodell zu idealistisch war, um realisiert zu werden.

2.             Vorüberlegungen

„Die Exkursion ist eine handlungs- und erfahrungsorientierte Form des Lernens. Sie ergänzt den Klassenunterricht durch praktisch-sinnliche Arbeit vor Ort: Konfrontation der [Schüler] mit der Komplexität der soz. Welt (z.B. Orientierung, Kartierung, Interview, Beobachtung) u. der Natur (z.B. Erkundung, Beobachtung, Messung). Die Exkursion ist ein Element von Projektunt. (Vorhaben), der vom Problemhorizont der Kinder ausgeht. Begegnung mit Menschen [...] können soz. Sensibilität und Natur-Schonung fördern. Durch Eigentätigkeit u. entdeckendes Lernen werden theoretische und ästhetische Formen des Denkens zueinander in Beziehung gesetzt.“[78] „Die Erkundung eines Ortes soll eine gezielte Auseinandersetzung der Schüler mit der gebauten Umwelt und ihren Rahmenbedingungen sein. Die Klasse muß zwangsläufig in Gruppen arbeiten, lernt das beharrliche, zielgerichtete, inhaltlich stimmige Sich-Informieren. Geographische Aspekte werden im Vordergrund stehen, doch fließen auch geschichtliche, sozial- und wirtschaftskundliche, ja sogar kunsthistorische Fakten mit ein.“[79]

 

Das Angebot an Themenbereichen und Vorschlägen zu Exkursionen im Geschichtsunterricht, aber auch zu Exkursionen allgemein ist nicht besonders reichhaltig. Zum einen liegt dies sicherlich daran, dass Exkursionen ortsnah durchgeführt werden sollten, womit die Möglichkeiten de facto unerschöpflich sind. Zum anderen kann es auch daran liegen, dass es nicht ohne Schwierigkeiten ist, eine Exkursion im Schulalltag durchzuführen. Oft hindert das sehr starre Unterrichts- und Stundenkonzept. Selten gibt es für Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit, Stunden abzugeben, da sie natürlich zunächst ihr eigenes Plansoll erfüllen müssen und deshalb die Unterrichtszeit für sie sehr wertvoll ist. Ein weiteres großes Problem liegt in der  versicherungstechnischen Absicherung: je nach Bundesland und Schulform müssen über zahlreiche Instanzen Absicherungen getroffen werden, die zwar nötig und wichtig sind, jedoch auch immer einen erheblichen bürokratischen Aufwand darstellen, den sicher nicht wenige Unterrichtende scheuen. Oft ist eine Finanzierung unklar. Nicht alle Schüler, nicht alle Eltern sind bereit oder in der Lage, notwendige Mittel aufzubringen.

Sind diese Punkt geklärt, bleibt ein weiterer sicherlich wichtiger Punkt ist das Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer: ist sich einen Lehrer des Verhaltens seiner Schutzbefohlenen unsicher, so wird er nicht davon ausgehen, mit Leichtigkeit seiner Aufsichts - und Fürsorgepflicht über oft mehr als 25 oder 30 Schülern in eventuell unübersichtlichen Gegenden mit nachzukommen.

Und doch lassen sich gerade diese letzten Hindernisse nehmen. Eventuell kann ein Kollege einbezogen werden, der ein verwandtes Fach unterrichtet und sich so in die Exkursion einbringen kann. Ebenso hat der Autor die Erfahrung gemacht, dass Eltern sehr interessiert reagieren können, wenn sie direkt angesprochen werden und so Einblick in den Unterricht erhalten.

Wichtig ist es, von Anfang an die Schülern zur Selbsttätigkeit und zum selbständigen Arbeiten anzuregen.[80] Die einzelnen Aufgeben der Dokumentation während der Exkursion sollen möglichst frei angelegt sein, die Schüler sollen möglichst gemäß ihrer Neigungen und Fähigkeiten arbeiten. So bietet die Exkursion den Rahmen, in dem sich die Schüler entfalten, der Lehrer übernimmt nach einer Einführung möglichst die Rolle des Beobachtenden, des Kommentierenden, nicht die des Vorschreibenden[81]. Dieses Prinzip sollte in der Einheit möglichst bald nach der Einführung durch den Lehrer übernommen werden.

Festgehalten werden soll an der klassischen Einteilung von Vorbereitung, Durchführung und Auswertung.[82]

 

4.               Verlauf

4.1.        Einführung in das Thema - Erste Stunde

In einer ersten einführenden Stunde nennt der Lehrer das Thema und stellt mittels kurzem Lehrervortrag die Unterrichtseinheit vor. Hierbei geht es hauptsächlich im die am Anfang der Sachdarstellung genannten Entwicklungen der Stadt seit dem Mittelalter um die Schüler kurz in den Bereich einzuführen. Es sollen hier nur stichpunktartig einige Sätze fallen, um die Klasse in das Thema und sein Vokabular einzuführen. Ausgangsfrage für die Stunde ist: Wie entwickelte sich das Wohnen und die Wohnumgebung der Menschen in der Geschichte?

Hiermit soll das Vorwissen der Schüler abgefragt werden. Sicherlich haben die Schüler aus verschiedenen Lebensbereichen, aber auch aus dem Fach Geschichte und anderen Fächern wie Deutsch oder auch Geographie bereits einiges über diesen Themenbereich gehört. Die Antworten werden stichwortartig von den Schülern und vom Lehrer an der Tafel gesammelt, eventuell findet bereits eine zeitliche Zuordnung statt.

Stichworte können z.B. sein: Höhle, Zelt, Hütte, Haus, Bürgerhaus, Hochhaus, Stadt, Dorf (in seinen verschiedenen Formen ) , Stadtteil, Kiez, Wohnung, Mietskaserne, Platten Bau usw.

(10 Minuten)

Vom Allgemeinen geht es zum Besonderen, denn anschließend sollen die Schüler dafür sensibilisiert werden, welche diese Begriffe sie aus eigener Anschauung kennen, welche in ihrer direkten Umgebung vorhanden sind. Der Kreis der gefundenen Begriffe wird zwar eingeengt, jedoch kann erwartet werden, dass ein großer Teil in den Schülern bekannt ist. (5 Minuten)

 

Nun eröffnet der Lehrer der Klasse den Plan, einzelnen Objekte in einer Exkursion genauer zu betrachten. Hier ist erfahrungsgemäß mit einiger Begeisterung zu rechnen. Der Lehrer regt die Klasse an, mögliche Ziele zu diskutieren. Hierbei soll bereits auf eine realistische Erreichbarkeit wert gelegt werden, vor allem aber sollen die möglichen Objekte bereits nach Möglichkeit für eine bestimmte Entwicklung beispielhaft seien. Dies ist sicherlich ein bedenkliches vor haben, da eventuell dieses wesentlich detaillierter Uhr Vorwissen bei den Schülern nicht gegeben ist. Diese Unsicherheit kann durch den Vorgabenkatalog des Lehrers ausgeräumt werden. Jetzt wählen die Schüler ihre Ziele (15 Minuten )

 

Im Anschluss daran fragt der Lehrer die Schüler nach den Notwendigkeiten für die Exkursion, zum einen natürlich nach den Utensilien für eine Exkursion, wie Verpflegung, feste Kleidung und allem, was man brauchen könnte, wenn man eine Weile unterwegs ist, vor allem aber danach, wie diese Betrachtung stattfinden und dokumentiert werden soll. Schließlich soll in der folgenden Stunde einer Auswertung stattfinden. Schüler ordnen sich je nach Neigung Gruppen zu, die Beschreibungen anfertigen, fotografieren, skizzieren, eventuell Bewohner oder Anwohner befragen usw. Selbstverständlich trägt sehr Lehrer dafür Sorge, dass alle Gruppen ausreichend besetzt sind (10 Minuten)

 

Die eigentliche Wege Planungen werden vom Lehrer vorgenommen, so dass er die grob Planung dazu, sowie eine kurze Zusammenfassung der Stunde und einen Ausblick auf die Exkursion zum Abschluss vornehmen kann und so die Schüler für die Stunde end lässt. (5)

 

 

4.2.        Exkursion

Hier kann kein genauer Ablauf, kein exakter Fahrplan vorgestellt werden, da dieser natürlich von der Wahl der Schüler und vom Standort der Schule abfängt. Ein Beispiel für die Exkursionsorte Hufeisensiedlung und Falkenberg und einer gedachten Schule in Berlin - Mitte könnte evtl. wie folgt aussehen:

 

- Fahrt von der Schule zur Hufeisensiedlung U8 / U7   - ca. 30 Minuten

Die Hufeisensiedlung liegt ca. 10 Gehminuten vom U-Bahnhof Parchimer Allee entfernt

- Rundgang vor Ort, selbstständige Arbeit der Schüler  -   40 Minuten

Die Schüler dokumentieren den Bau, das Umfeld  usw. mit den von ihnen gewählten Mitteln

- Fahrt von der Hufeisen Siedlung nach Falkenberg  mit U- und S-Bahn  -   ca. 30 Minuten - Falkenberg liegt ca. 10 Gehminuten von den S-Bahnhöfen Alt-Glienicke und Grünau entfernt

- Rundgang vor Ort, selbstständige Arbeit der Schüler  -   40 Minuten

Auch hier dokumentieren die Schüler die Bauten, das Wohnumfeld, usw. mit den von ihnen gewählten Mitteln, führen evtl. Gespräche mit Bewohnern [83]

 

- Fahrt von Falkenberg  zur Schule   - ca. 30 Minuten

 

Es ergibt sich eine geplante Gesamtdauer von 3 Stunden 10 Minuten. Evtl. ist je nach Befindlichkeit der Schüler eine weitere Pause einzurechnen, so dass die Abwesenheit von der Schule mit ca. 3 ½ Stunden zu veranschlagen ist.

Zum Abschluss der Exkursion gibt der Lehrer als Hausaufgabe zur kommenden Stunde die Aufbereitung der Ergebnisse zu einer präsentierfähigen Arbeit.

 

4.3.        Auswertungsstunde

 

In der Zwischenzeit haben die Schüler die Ergebnisse der Exkursion vorliegen, Berichte sind geschrieben, Fotos sind entwickelt, Skizzen sind gezeichnet, Interviews geschnitten und zusammengefasst. In dieser Stunde soll es darum gehen, die Ergebnisse der einzelnen Gruppen der gesamten Klasse vorzustellen. Der Zeitrahmen dafür soll recht offen gehalten werden, da die Präsentation unterschiedlich lang sein werden. Vor allem kommt es darauf an, dass die unterschiedlichen Sichtweisen, unterschiedlichen Betrachtungen der einzelnen Gruppen den anderen Schülern vermittelt werden, so dass alle ein Gesamtbild bekommen. Hierdurch ist eine möglichst breite Palette an Dokumentationen entstanden. Die Schüler können selbst entscheiden, ob sie diese Ergebnisse, ihre Arbeiten, einer breiteren Öffentlichkeit mittels einer Ausstellung im Schulgebäude oder auch mit einer PowerPoint Präsentation zugänglich machen wollen.

 

8.               Literaturverzeichnis

 

8.1.   Verwendete Literatur

 

-          Das Hufeisen in Neukölln, Berlin (o.J.) 

-          DEUTSCHE GARTENSTADTBEWEGUNG (1902 und 1907): Programm (Faks.). - In: Im Grünen wohnen - im Blauen planen. Ein Lesebuch zur Gartenstadt. BOLLEREY, F./G. FEHL/K. HARTMANN (Hrsg.), Hamburg 1990 S. 102-105.

-          FEHL, G. (o.J.): Berlin wird Weltstadt: Wohnungsnot und Villenkolonien - Eine Begegnung mit Julius Faucher, seinem Filter-Modell und seiner Wohnungsreform-Bewegung um 1866 - In : Von Licht, Luft und Ordnung in der Stadt der Gründerzeit. - (Städtebaureform 1865-1900, Teil 1). RODRIGUEZ-LORES, J./G. FEHL (Hrsg.), Hamburg 1985, S. 101-153.

-          FELDMEIER/GIGL/KLEBER/MUSSELMANN/RATTELSDORFER : Abiturtraining - Grundkurs Geschichte.-4. aktualisierte Aufl., Freising 1993

-          HARTMANN, K., Deutsche Gartenstadtbewegung - Kulturpolitik und Gesellschaftsform. - München 1976

-          HEINEBERG, H., Stadtgeographie- (Grundriß allgemeine Geographie, Teil X) Paderborn/München/Wien/Zürich 1989

-          HOFMEISTER, B. (o.J.), Alt-Berlin - Groß-Berlin - West-Berlin. Versuch einer Flächennutzungsbilanz 1786-1985. - In: Berlin. Beiträge zur Geographie eines Großstadtraumes. Festschrift zum 45. Deutschen Geographentag in Berlin vom 30.9.1985 bis 2.10.1985. HOFMEISTER, B./ H.-J. PACHUR/C. PAPE/G. REINDKE (Hrsg.), Berlin 1985, S. 251-275

-          Knirsch, R.: Die Erkundungswanderung. Paderborn 1979

-          KRABBE, W.R., Die deutsche Stadt im 19. und 20. Jahrhundert, 1989 Göttingen

-          LESER, H (Hrsg.), Diercke - Wörterbuch Allgemeine Geographie.  München 1997

-          REINBORN, D (1996): Städtebau im 19. und 20. Jahrhundert. - Stuttgart/Berlin/Köln.

-          SCHULTE-DERNE, F., Naturraum im Wandel - Die Besiedlung des Ruhrgebietes. - In: Die grüne Stadt. KASTORFF-VIEHMANN, R. (Hrsg.), Essen 1998, S. 17-25.

-          WERNER; F., Zur räumlichen Entwicklung Berlins in den letzten Jahrzehnten. - In: Berlin. Beiträge zur Geographie eines Großstadtraumes. Festschrift zum 45. Deutschen Geographentag in Berlin vom 30.9.1985 bis 2.10.1985. HOFMEISTER, B./ H.-J. PACHUR/C. PAPE/G. REINDKE (Hrsg.) Berlin 1985, S. 223-243.

8.2.   Verwendete Internetadressen

 

-          www.aac-berlin.de/aac/luft119.html

-          www.archINFORM.de/arch/2692.htm

-          www.isl.uni-karlsruhe.de

-          www.broehan-museum.de/jugendstil.htm

-          www.schwarzaufweiss.de/Prag/wasistjugendstil.htm


[1] Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG 2001, "Berlin".

[2] vgl. ebd.

[3] vgl. HEINEBERG 1989, S. 66ff.

[4] vgl. LESER 1997, S. 345.

[5] vgl. REINBORN 1996, S. 21.

[6] vgl. FELDMEIER/GIGL/KLEBER/MUSSELMANN/RATTELSDORFER 1993, S. 51.

[7] vgl. KRABBE 1989, S. 71.

[8] vgl. REINBORN 1996, S. 22.

[9] vgl. HEINBERG 1989, S. 74.

[10] vgl. ebd.

[11] Berlin wird 1866 Hauptstadt des Norddeutschen Bundes.

[12] FEHL 1985, S. 101.

[13] Vgl. ebd.

[14] Vgl. KRABBE 1989, S. 69.

[15] Vgl. KRABBE 1989, S. 78.   

[16] Vgl. HOFMEISTER 1985, S. 263.

[17] Vgl. HEINEBERG 1989, S. 74.

[18] HOFMEISTER 1985, S. 252.

[19] Vgl. HEINEBERG 1989, S. 74.

[20] HEINEBERG 1989, S. 74.

[21]Vgl. ebd.

[24] vgl. HEINEBERG 1989, S. 76f.

[25] HARTMANN 1976, S. 13.

[26] Vgl. KRABBE 1989, S. 91.

[27] vgl. ebd. S. 82f.

[28] vgl. ebd. S. 83f.

[29] vgl. HEINEBERG 1989, S. 76.

[30] vgl. ebd. S. 76.

[31] vgl. HEINEBERG 1989, S. 75.

[32] vgl. ebd. S. 75ff.

[33] vgl. KRABBE 1989, S. 84.

[34] vgl. HEINEBERG 1989, S. 75.

[35] vgl. HEINEBERG 1989, S. 77.

[36] vgl. FELDMEIER/GIGL/KLEBER/MUSSELMANN/RATTELSDORFER 1993, S. 44.

[37] vgl. HEINEBERG 1989, S. 77.

[38] vgl. LESER 1997, S. 1014.

[39] vgl. HEINEBERG 1989, S. 77

[40]vgl. ebd. S. 78.

[41] vgl. HEINEBERG 1989, S. 78.

[42] HEINEBERG 1989, S. 78.

[43] vgl. ebd. S. 78.

[44]    ebd. S. 78.

[45]    vgl.HEINEBERG 1989, S. 78.

[46]REINBORN 1996, S. 46.

[47]vgl. REINBORN1996, S. 46.

[48]vgl. HEINBERG 1989, S. 78.

[49]vgl. ebd. S. 78.

[50]vgl. REINBORN 1996, S. 48.

[51]vgl. HEINEBERG 1989, S. 78.

[52] HEINEBERG 1989, S. 79.

[53]vgl. REINBORN 1996, S. 47.

[54] REINBORN 1996, S. 48.

[55] Posener, Julius (Hrsg.), Ebenezer Howard, Gartenstädte von morgen, Das Buch und seine Geschichte, Berlin, Franfurt/M., Wien 1968, S.57.

[56] www.archINFORM.de/arch/2692.htm

[57] vgl. ebd. S. 47.

[58] vgl. ebd. S. 49ff.

[59]vgl. REINBORN 1996, S. 53.

[60] REINBORN 1996, S. 54.

[61] vgl. ebd. S. 54.

[62] vgl. REINBORN 1996, S. 69.

[63] DEUTSCHE GATRENSTADTBEWEGUNG 1902 und 1907, S. 102.

[64] vgl. HEINEBERG 1989, S. 79.

[65] vgl. REINBORN 1996, S. 71.

[66] vgl. HEINEBERG 1989, S. 79.

[67] Photografie des Autoren

[68] vgl. ebd. S. 80.

[69] www.aac-berlin.de/aac/luft119.html

[70] vgl. HEINEBERG 1989, S. 80.

[71] Photografie des Autoren

[72] vgl. ebd. S. 80.

[73] vgl. HEINEBERG 1989, S. 80.

[74] vgl. REINBORN 1996, S. 138 f.

[76]vgl. HEINBERG 1989, S. 80.

[77] vgl. ebd. S. 80.

[78] vgl. Knirsch, R.: Die Erkundungswanderung. Paderborn 1979

 

[79] Bauer, Hans, Den Schulalltag vergessen. In: Ideenkiste, hrsg. Von Ulrike Lorenz/ Heinz-Jürgen Ipfling , Bad Heilbrunn 1986, S.26f.

[80] vgl. Grell, Monika und Grell Jochen, Unterrichtsrezepte, Weinheim Basel, 1993 S. 236 f.

[81] Dem Autor ist bewusst, dass er sich hiermit sicherlich in der Position des , wie von Grell und Grell beschieben, Unterrichtenden „mit den allerbesten Vorsätzen“ befindet, nimmt sich jedoch die Freiheit, diesen Gedanken nicht zu verlieren ( Grell, Monika und Grell Jochen, Unterrichtsrezepte, Weinheim Basel, 1993 S. 115)

[82] So zu finden z.B. bei Meyer, Hilbert, Unterrichtsmethoden II: Praxisband, Berlin 19982 S. 327ff, Meyer benutzt den Begriff „Erkundung“.

[83] Der Autor hat bei einem seiner Besuche in Falkenberg die Erfahrung gemacht, dass Bewohner sich ihrer Gebäude sehr bewusst sind und bereitwillig Auskunft geben und durch Haus und Wohnung führen. Zwar wird es nicht möglich sein, eine Schulklasse durchs Haus zuführen, doch werden sicherlich einige eine Einladung erhalten.

 

© JO 2004-2005